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Die Geschichte

Eine stolze Geschichte im deutschen Fußball. Seit der Gründung hat der Verein durch Leidenschaft und Einsatz viele Höhen und Tiefen erlebt, geprägt von unvergesslichen Momenten.

Die Anfänge

„Glückauf“ ist der bekannte Gruß der Bergmänner. Dieser Bergmannsgruß ist auch in Ahlen tief verwurzelt, denn ab dem Jahr 1901, als in Ahlen die Zeche Westfalen entstand, pöhlten bereits die Bergmänner gerne nach der harten Maloche auf der Marienwiese. Auch nach Fertigstellung der Zeche im März 1913 war Fußball die Hauptbeschäftigung der Kumpel. Als im Jahr 1917 die Belegschaft der Zeche auf über 3.600 Arbeiter und Beamte angestiegen war, wurden die ersten Fußballklubs gegründet. Der bekannteste war der Freie Sportclub Union Ahlen (FSCU), der es immerhin schaffte in die zweithöchste Spielklasse des Westdeutschen Sportverbandes aufzusteigen. Als die NSDAP auch in Ahlen immer mehr an Macht gewann, wurde der FSCU, in dem rund 75% Ausländer spielten, verboten. 1933 wurde der TuS Germania Ahlen gegründet. Um keine Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten zu bekommen, fusionierte der TuS Germania mit Wacker Ahlen, einem angesehenen Verein aus dem Stadtteil Vorhelm. So entstand der zunächst mitgliederstärkste Verein in Ahlen. Während des Zweiten Weltkriegs bildete sich dann eine Kriegsspielgemeinschaft (KSG) in Ahlen, der 1944, ein Jahr vor Kriegsende, der Aufstieg in die Gauliga Westfalen, der damals höchsten Spielklasse für Fußball, gelang.

Neustart nach Kriegsende

1945 endete der Zweite Weltkrieg und es dauerte nicht lange, da wurden in Ahlen Pläne vorangetrieben, wieder geregelten Vereinssport auf den Weg zu bringen. Insgesamt acht noch bestehende Sportvereine schlossen sich daraufhin zusammen, um den Turn- und Sportverein Ahlen (TuS Ahlen) zu gründen. Diese Wiederbelebung des Ahlener Sports war jedoch ein Projekt mit vielen Hindernissen. Zur Gründung des neuen Vereins war 1945 noch eine Genehmigung der britischen Militärregierung notwendig. Diese Genehmigung wurde mit Schreiben vom 9. August 1945 durch Major Moon erteilt und so wurde die Gründungsversammlung am 12. August 1945 im Hansahof abgehalten. Dieses Datum gilt als Gründungsdatum des TuS Ahlen. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wurde Ernst Bornemann gewählt, der sich sehr stark für die Gründung des neuen Vereins einsetzte und damals selbst ein angesehener und erfolgreicher Sportler in Ahlen war. Schon wenige Wochen nach der Gründung folgte einer der großen Höhepunkte des TuS Ahlen, als am 14. Oktober 1945 der FC Schalke 04 auf der Ahlener Westfalenkampfbahn in Bestbesetzung antrat und mit 7:2 gewann. In den Folgejahren etablierte sich die Fußballabteilung des TuS Ahlen in den höchsten deutschen Amateurligen. Am 21. August 1949 folgte zudem der Umzug in die vereinseigene Glückaufkampfbahn. Auf dem Fundament dieser Sportstätte entstand Jahrzehnte später an gleicher Stelle das heutige Wersestadion.

Die Entwicklung des TuS Ahlen

Der TuS Ahlen entwickelte sich im Laufe der Zeit zum sportlichen Aushängeschild von Ahlen und der Region. Regional konnte der Verein auch immer wieder Erfolge feiern, blieb jedoch später ab den 60er Jahren konstant im Amateurfußball beheimatet, wo man allerdings noch in den höchsten deutschen Amateurligen im Einsatz war. Während der Profifußball für die Ahlener Sportler in diesen Jahren unerreicht blieb, gab es andere Großereignisse: 1967 reiste die Verbandsliga-Mannschaft des TuS Ahlen als wahrscheinlich einzige Amateurmannschaft aus dem Westen in die Sowjetunion. Die Einladung kam aus dem heutigen Russland, da man zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution Freundschaftsspiele gegen eine Arbeiterstadt aus dem Westen absolvieren wollte und Ahlen war eine solche Arbeiterstadt. Vor bis zu 50.000 Zuschauern absolvierten die Ahlener Sportler in St. Petersburg (damals Leningrad), in Wolgograd (damals Stalingrad) und in Kaluga bei Moskau drei Freundschaftsspiele gegen Zenit Leningrad, Traktor Wolgograd und Lokomotive Moskau. Nie wieder spielte eine Ahlener Mannschaft danach vor mehr Zuschauern. Ebenfalls besonders war die Begegnung des TuS Ahlen gegen eine Auswahl deutscher Nationalspieler. Bernd Mehring, der federführend bei der Organisation war, holte 1985, zum 40. Geburtstag des Vereins, Stars wie Gerd Müller oder Wolfgang Overath in die Ahlener Glückaufkampfbahn. Auch Franz Beckenbauer hatte zugesagt, musste jedoch kurz zuvor aufgrund einer Verletzung absagen. Dennoch wurde dieser 40. Geburtstag des TuS gebührend vor fast 8.000 Fußballfans gefeiert.

Der große Wandel

Nach vielen Jahren in den höchsten Amateurspielklassen stand der Verein Anfang der 90er vor einer ungewissen Zukunft. 1992 drohte der Absturz in die Kreisliga. Sportliche Misserfolge setzten dem Verein zu, ehe im gleichen Jahr Helmut Spikker helfen wollte. Spikker war nicht nur ein erfolgreicher Ahlener Unternehmer, sondern auch tief mit dem Verein TuS Ahlen verwurzelt. Einst trug er als Spieler selbst das Vereinstrikot in den damals grün weißen Farben. Mit einem neuen Konzept und finanzieller Unterstützung wurde ein neues Fundament für den Traditionsverein TuS Ahlen geschaffen, der kurz vor dem Sturz in den Abgrund stand. Mit Visionär Spikker und Trainer Joachim Krug gelangen vier Aufstiege in Folge. Mehr, als die Vereinsoffiziellen als Ziel ausgegeben hatten. Ein Erfolg, den in diesem rasanten Tempo nicht vorherzusehen war. So gelang 1996 der erstmalige Aufstieg in die Regionalliga West/Südwest und zugleich wurde aus TuS Ahlen fortan LR Ahlen (Leichtathletik Rasensport Ahlen). Hierzu fusionierte der TuS mit Blau-Weiß Ahlen. Spikkers Unternehmen LR International stellte Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung und gab damit auch Spielern die Chance auf eine langfristige berufliche Perspektive, was zu dieser Zeit noch sehr wenige Sportvereine anboten. Den Vorstand von LR Ahlen bildeten Helmut Spikker (1. Vorsitzender) und Heinz-Jürgen Gosda (2. Vorsitzender). 1997 entstand auf dem Gelände der Glückaufkampfbahn ein modernes Fußballstadion, das heutige Wersestadion. Vier Jahre lang spielte der Verein in der Folge in der Regionalliga und traf unter anderem 1998 im DFB-Pokal auf den FC Bayern München. Im ausverkauften Wersestadion blieb die sportliche Sensation jedoch aus, da sich die Münchner mit Oliver Kahn, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Giovane Elber und Co. mit 5:0 durchsetzen konnten.

Die erfolgreichste Ära

Unter Trainer Franz-Josef „Jupp“ Tenhagen, der als aktiver Spieler 457 Mal in der Bundesliga auflief, erreichte LR Ahlen im Jahr 2000 die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Zwischen Ahlen, dem SC Pfullendorf und dem 1. FC Union Berlin wurde ein Aufsteiger in die 2. Liga ermittelt. Nach einem 1:1 in Pfullendorf empfing Ahlen die Berliner am 9. Juni 2000 zum Entscheidungsspiel im Wersestadion. Vor 10.200 Zuschauern trafen Mario Krohm und kurz vor Spielende Giuseppe Canale zum 2:1-Sieg für LR Ahlen, was den Aufstieg in die 2. Bundesliga und zugleich den größten sportlichen Erfolg in der Ahlener Stadtgeschichte bedeutete. Sechs Jahre lang war Ahlen als Kleinstadt festes Mitglied in der 2. Bundesliga. Während dieser Zeit wurde das Stadiongelände immer weiter modernisiert und sehr viele namhafte Trainer und Spieler trugen das Ahlener Emblem. Zu den bekanntesten Trainern dieser Ära zählten Peter Neururer, Uwe Rapolder, Werner Lorant oder Stefan Kuntz. Dazu fanden immer wieder erfahrene und teils sehr prominente Spieler aus dem In- und Ausland den Weg nach Ahlen. Als besonders spektakulär galt 2004 die Verpflichtung von Vladimir Jugovic, der bereits für Juventus Turin, Inter Mailand oder Atlético Madrid spielte und zweifach die Champions League und den Weltpokal gewann. Es gab auf der anderen Seite aber auch Spieler, die dem Verein über viele Jahre die Treue hielten. Rekordspieler dieser Ära sind bis heute Stefan Fengler (258 Pflichtspiele) und Musemestre Bamba (326 Pflichtspiele). Sportlich klopfte LR Ahlen in der ersten Zweitligasaison sogar an einem möglichen Aufstieg in die 1. Bundesliga an (Am Ende Platz 6), während man die folgenden Jahre auf den Plätzen 8 (2001/2002), 12 (2002/2003), 12 (2003/2004) und 13 (2004/2005) beendete. Diesen 13. Platz und damit verbunden den Klassenerhalt erreichte man am 22.05.2005 am letzten Spieltag durch einen 4:3-Sieg im Grünwalderstadion beim TSV 1860 München. Die Gastgeber waren zuvor in der gesamten Rückrunde ungeschlagen und hatten ihrerseits die Chance mit einem Heimsieg aufzusteigen. Die Partie ist in Ahlen noch heute als „Wunder von München“ bekannt. Während dieser Jahre erreichte LR Ahlen außerdem zweimal das Achtelfinale im DFB-Pokal, verlor diese Partien jedoch gegen den SV Werder Bremen und den FC Hansa Rostock.

Start in eine ungewisse Zukunft

Am Ende der Saison 2005/2006 stand Ahlen als Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Der Abschied aus der 2. Liga bedeutete zugleich das Ende des Spikker-Engagements in Ahlen. Ohne Helmut Spikker hatte auch der Name LR Ahlen keine Zukunft mehr. Im Mai 2006 wurde auf einer Mitgliederversammlung daraufhin die Umbenennung des Vereins zu Rot Weiss Ahlen beschlossen. Während man vorher vor allem finanziell große Möglichkeiten besaß, musste man ab 2006 auch beim jährlichen Etat mit deutlich geringeren Mitteln auskommen. Die logische Folge war ein Wandel in der vereinseigenen Philosophie. Erfahrene Profis standen nicht mehr auf der Gehaltsliste des Klubs, sondern vielmehr lag der Fokus nun auf der Ausbildung junger Spieler und eigener Talente. Die eigene Nachwuchsabteilung hatte sich in den Jahren zuvor bereits in den höchsten deutschen Spielklassen etabliert, so dass in den Folgejahren immer wieder talentierte Spieler den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft schaffen, so wie auch die späteren deutschen Nationalspieler Kevin Großkreutz (Debüt: 2006) und Marco Reus (Debüt: 2007). Während Rot Weiss Ahlen das erste Pflichtspiel unter neuem Namen und dem neuen Trainer Bernard Dietz am 1. Spieltag der Saison 2006/2007 überraschend deutlich mit 3:0 bei Fortuna Düsseldorf gewann, gelang am Saisonende nur knapp der Klassenerhalt in der damals drittklassigen Regionalliga Nord. Sportlich war die Etablierung in der Regionalliga das Ziel für die kommenden Jahre, die nach dem gewaltigen Umbruch immer noch sehr ungewiss erschienen.

Aufgeben ist keine Option

Nachdem die NRW-Liga aufgelöst wurde ging RWA ab 2012 in der Oberliga Westfalen an den Start. Mit nur sehr geringen Mitteln gelang dennoch die Etablierung in dieser Spielklasse. Dies gelang im Sinne der früheren Bergmänner durch ehrliche und harte Arbeit sowie die Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer. Unter der Leitung von Trainer Marco Antwerpen schaffte Rot Weiss Ahlen in der Spielzeit 2014/2015 den Aufstieg in die Regionalliga West. Ein 2:0-Sieg beim SuS Neuenkirchen führte am letzten Spieltag vor den Augen von rund 700 mitgereisten Ahlener Fans zum Aufstieg. Ein überraschender Erfolg inmitten des Insolvenzverfahrens. Mit dem geringsten Etat der Liga gelang im darauffolgenden Jahr ebenfalls am letzten Spieltag der Klassenerhalt in der Regionalliga West. Die Folgesaison startete für Rot Weiss Ahlen sogar an den ersten beiden Spieltagen mit der Tabellenführung, doch im Anschluss rutschte das Team in die Abstiegsränge und musste im Sommer 2017 den Abstieg aus der Regionalliga hinnehmen. Erst wenige Monate zuvor, am 30.12.2016, wurde nach fast sechs Jahren die Insolvenz bei Rot Weiss Ahlen beendet, nachdem die letzten Gläubiger einem Insolvenzplan zugestimmt hatten. Finanziell blieb die Lage jedoch auch nach Ende der Insolvenzlast angespannt, so dass auch weiterhin versucht werden musste mit geringen Möglichkeiten maximalen Erfolg zu erzielen. Zusätzlich blieb ein verstärkter Fokus auf die Ausbildung junger Spieler im eigenen Nachwuchsbereich. Nach zwei weiteren Spielzeiten in der Oberliga Westfalen schaffte der Verein 2020 den erneuten Aufstieg in die Regionalliga West. Dabei wurde die Spielzeit 2019/2020 aufgrund der Corona-Pandemie im März 2020 unterbrochen und wenige Wochen später komplett abgebrochen. Obwohl die Saison somit nicht beendet werden konnte, wurde Rot Weiss Ahlen per Quotientenregelung das Aufstiegsrecht zur Regionalliga zugesprochen. Zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs war die Mannschaft von Trainer Christian Britscho Tabellendritter. Aufgrund der weniger absolvierten Spiele zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs hatte Ahlen den besseren Punkteschnitt im Vergleich zum Ligazweiten RSV Meinerzhagen. Somit folgte 2020 die abermalige Rückkehr in die vierthöchste Spielklasse, denn eines wird sich bei Rot Weiss Ahlen auch in Zukunft einfach nicht ändern: Aufgeben ist keine Option, niemals! Glückauf!